
§2 Turbulente Str
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omungen und Schwierigkeiten ihrer Simulation 17
beobachtbaren r
¨
aumlichen und zeitlichen Skalen und zeichnen sich durch einen hohen
Einfluss der nichtlinearen Effekte aus. Zus
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atzlich besteht eine große Abh
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angigkeit von
den gegebenen Anfangs- und Randbedingungen. Dies f
¨
uhrt zu einer ungeordneten und
schwer oder nicht vorhersagbaren Struktur, die nur statistische Aussagen erlaubt. Daher
spricht man in diesem Zusammenhang oft von einem deterministischen Chaos [Fri95].
Dies spiegelt sich auch im Unterschied zwischen den rein deterministischen Navier–
Stokes–Gleichungen und der stochastischen Natur der Turbulenz wieder. Die Frage,
warum die L
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osungen eines Gleichungssystems, basierend auf der Newtonschen Mecha-
nik, Zufallsgr
¨
oßen sind, kann durch die extrem hohe Sensitivit
¨
at turbulenter Str
¨
omun-
gen gegen
¨
uber allen St
¨
orungen beantwortet werden [Pop00]. Diese unvermeidbaren
St
¨
orungen, wie Materialeigenschaften, Verunreinigungen oder Inhomogenit
¨
aten, kom-
men also noch zu der bereits erw
¨
ahnten großen Abh
¨
angigkeit von den Anfangsbedin-
gungen hinzu.
Von der Analyse laminarer Str
¨
omungen weiß man, dass experimentelle und ma-
thematische Ergebnisse eine hohe
¨
Ubereinstimmung besitzen. Turbulente Str
¨
omungen
ben
¨
otigen hier eine andere Herangehensweise, da eine Theorie, die ein bestimmtes
Geschwindigkeitsfeld berechnen will, bei auftretenden Zufallsgr
¨
oßen falsch sein muss.
Die daher notwendige statistische Betrachtung turbulenter Str
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omungen geht auf Os-
borne Reynolds zur
¨
uck. Dieser f
¨
uhrte 1894 erstmals die nach ihm benannte Reynolds–
Zerlegung der Geschwindigkeit ein
u = hui + u
0
. (II.12)
Das Geschwindigkeitsfeld u wird hierbei aufgespaltet in eine Summe aus Mittelwert hui
und zugeh
¨
origer Fluktuation u
0
, wobei der Mittelwert h · i = hh · i
s
i
t
zuerst
¨
uber den
Raum und danach
¨
uber die Zeit gebildet wird [Pop00]. Basierend auf der Reynolds–
Zerlegung werden noch die folgenden statistischen Definitionen bei der Auswertung
numerischer Simulationen benutzt:
Die Varianz oder mittlere quadratische Abweichung
var (u) =
D
(u
0
)
2
E
,
die Standardabweichung oder turbulente Intensit
¨
at
p
var (u) =
D
(u
0
)
2
E
1
2
,
und die Kovarianzmatrix oder Reynolds–Spannungen
R =
D
u
0
(u
0
)
T
E
, R
ij
=
u
0
i
u
0
j
.
Um die zugrunde liegenden physikalischen Mechanismen der Turbulenz n
¨
aher zu
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