
2 Kapitel I Einleitung
Partikeln und ihrer Gr
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oßenverteilung [JMR
+
] genannt.
Allein diese beiden Beispiele verdeutlichen bereits die Schwierigkeiten, die mit der
Simulation von Populationsbilanzsystemen verbunden sind: Vergleicht man die Gr
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oße
von einzelnen Tropfen oder Partikeln mit den Ausdehnungen einer Wolke oder eines
chemischen Reaktors, innerhalb derer sie turbulenten Str
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omungen ausgesetzt sind, dann
sieht man, dass innerhalb des untersuchten Problems Skalen verschiedenster Gr
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oße
auftreten.
Vom Standpunkt der numerischen Simulation aus betrachtet, m
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ussen jedoch noch
weitere Herausforderungen beachtet werden: Die Partikelgr
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oßenverteilung basiert n
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am-
lich nicht nur auf r
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aumlichen Koordinaten und der Zeit, sondern h
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angt zus
¨
atzlich noch
von den Eigenschaften der Partikel, sogenannten inneren Koordinaten, ab. Dabei ent-
spricht jede Eigenschaft der Partikel einer zus
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atzlichen Dimension des Problems. Folg-
lich ist die Gleichung der Populationsbilanz in einem h
¨
oher–dimensionalen Gebiet defi-
niert als die anderen Gleichungen des gekoppelten Systems. Es wird sich zeigen, dass
die verschiedenen Dimensionen der einzelnen Gleichungen des Populationsbilanzsys-
tems die Auswahl der numerischen Verfahren, die in dieser Arbeit benutzt werden,
beeinflussen.
Im Allgemeinen beschreibt das Populationsbilanzsystem einer F
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allungsreaktion den
Transport von niedergeschlagenen Partikeln im Str
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omungsfeld einer L
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osung und die
darin ablaufenden chemischen und physikalischen Prozesse. Dies k
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onnen beispielsweise
die Nukleation der Partikel und deren Wachstum sein. Ihre große Bedeutung f
¨
ur die
chemische Industrie zeigt sich darin, dass schon in der letzten Dekade, den neunziger
Jahren des vergangenen Jahrhunderts,
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uber f
¨
unfzig Prozent aller Produkte in der Ver-
fahrenstechnik in partikul
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arer Form vorlagen und ihr Anteil weiter zugenommen hat.
Heutzutage liegt der Schwerpunkt auf der Produktion von Partikeln mit vorgeschrie-
benen Eigenschaften. Dies erlaubt die Herstellung von maßgeschneiderten Produkten,
deren charakteristische Attribute wie etwa Form oder Gr
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oße ebenso vordefiniert sind,
wie ihre chemische Funktionalit
¨
at.
Die innerhalb eines chemischen Reaktors ablaufende Str
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omung ist in einer anwen-
dungsbezogenen Betrachtung turbulent. Aufgrund der Komplexit
¨
at von turbulenten
Str
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omungen ist ihre Simulation selbst ein aktives Forschungsgebiet [BIL05, Joh04a,
Sag02]. In den Simulationen in dieser Arbeit wird die projektions–basierte Finite–
Element VMS–Methode angewendet, die einem relativ neuen Ansatz zur Turbulenzmo-
dellierung entspricht und sich aus allgemeinen Prinzipien der Simulation von mehrskalen
Ph
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anomenen ableitet [Hug95, Gue99].
Die innerhalb des Reaktors ablaufende chemische Reaktion wird durch ein System
nichtlinearer Konvektions–Diffusions–Reaktionsgleichungen modelliert. Diese Gleichun-
gen sind sowohl konvektions- als auch reaktionsdominant, was als eine zus
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atzliche
Schwierigkeit ber
¨
ucksichtigt werden muss und ebenfalls einen sehr aktiven Forschungs-
bereich darstellt [RST08].
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